Vermächtnis eines großen Bauherrn: Villa Klose, Herzstück des Englischen Viertels in Neuenheim

Dr. Heinrich Klose war Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts unter anderem das, was man heute einen Immobilien-Investor nennen würde. Der Doktor der Philosophie und deutsche Konsul in Zürich hat als Bauherr durch stadtbildprägende Gebäude wesentlich den Charakter des Heidelberger Stadtteils Neuenheim geprägt, kurz bevor dieser eingemeindet wurde. Neben verschiedenen Bildungseinrichtungen und Pensionaten, die seinerzeit bevorzugt von Engländern frequentiert wurden, gehören zu seinem Nachlass prächtige Wohnhäuser mit allesamt ähnlicher Formensprache, die in den Jahren 1876 bis 1897 fertiggestellt wurden. Die Architektur des Englischen Viertels im Karree der heutigen Mönchhofstraße/Weberstraße/Erwin-Rohde-Straße trägt die unverkennbare Handschrift des Konsuls, der zwischenzeitlich nicht nur der Freimaurerloge beigetreten war, sondern bereits vier Jahre später den Meistergrad erlangte. Klose verstand Architektur zeitlebens als Umsetzung der Freimaurer-Werte von individueller Freiheit und Fürsorge, aber auch von Toleranz und Wohlwollen. In der Weberstraße 12 ließ er sich auf einem repräsentativen Eckgrundstück ein Privathaus ganz nach seinen eigenen Vorstellungen bauen, die „Villa Klose“. Wir freuen uns sehr, Ihnen diese exklusive Immobilie hier präsentieren zu können.

Folgen Sie uns zunächst ein wenig in die Geschichte dieses imposanten Wohnhauses. Es lohnt sich. Die Villa Klose wurde 1895 fertiggestellt. Da waren die enthusiastischen, von wirtschaftlichem Aufschwung geprägten Gründerjahre zwar schon vorbei, Architektur und Bauordnung hielten aber an wesentlichen Elementen der neuen Freizügigkeit fest. Typisch dafür war beispielsweise der ganzheitliche Gestaltungsanspruch, infolge dessen nahezu immer das Gebäude inklusiver großzügiger Grünflächen rundherum, mit Einfriedungen und Freianlagen samt Bepflanzung geplant wurde. Die Baufluchten hatten eine Breite von vier bis sechs Metern und ein weitläufiger Hof war obligatorisch. Auf den historischen Plänen der Villa Klose lässt sich diese Herangehensweise wunderbar einsehen.

Den privaten, begrünten Freiflächen maßen die Stadtväter um die Jahrhundertwende eine besondere „städtebauhygienische“ Bedeutung zu: Sie sollten für eine hinreichende Belüftung und vor allem für ausreichend Licht in den Wohngebieten sorgen. Das Englische Viertel in Neuenheim verdankt dieser Umsicht der damaligen Stadtväter einen wahrhaft imposanten, privaten Großbaumbestand. Auch die Villa Klose wird von prächtigen Exemplaren eingerahmt.

Die Architektur der Villa Klose folgt dem vom Bauherrn bevorzugten Stil des Klassizismus. Hauptmerkmal ist die in sich geschlossene Harmonie des Erscheinungsbildes, in die sich nur dezente, zumeist geradlinige Schmuckformen einfügen. Der Konsul mochte akzentuierte Fenstersimse, die kongenial in die Horizontale verlängert wurden. Der imposante Erker erhielt allerdings erst in den 60er Jahren die nun zum Dachgeschoss gehörende Süd-Terrasse obenauf. Die Dachgauben waren hingegen bereits in den historischen Bauplänen angelegt. In der Innenarchitektur verzichtete Heinrich Klose auf Säulen und Pilaster, so dass sich bevorzugt klare und großzügige Grundrisse ergaben. Der Rundbogen im 1. Obergeschoss ist nach den Regeln des Goldenen Schnitts entworfen und stammt aus den 60er Jahren.

Beenden wir hier unseren kleinen Ausflug in die Historie und widmen uns nun einigen wichtigen Fakten der aktuellen Villa Klose. Das vielleicht Wichtigste vorab: Trotz ihres unverkennbar kulturell wertvollen und bauhistorisch aufschlussreichen Charakters steht die Immobilie in der Weberstraße 12 nicht unter Denkmalschutz. Bei eventuellen Renovierungen oder sonstigen Arbeiten müssen folglich keine strengen Auflagen beachtet werden, die eine Veränderung des Originalzustandes verhindern sollen.

Die Villa Klose steht auf einem 539 m² großen Grundstück, das – wie erwähnt – üppig begrünt ist und zudem einen stattlichen Baumbestand beherbergt. Das ursprüngliche Privathaus wurde zwischenzeitlich in seine drei Etagen separiert. Auf jeder Etage findet sich eine Wohneinheit. Die Wohnungen im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss sind grundrissgleich und verfügen über eine Wohnfläche von ca. 146 m² (EG) und ca. 148m² (1. OG). Die Mieter der Wohnung im EG haben gekündigt, sodass das Anwesen leerstehend übergeben werden kann. Die Dachgeschosswohnung zählt ca. 97 m² und ist die einzige, in der größerer Renovierungsbedarf herrscht.

Das Haus befindet sich in einem insgesamt guten Zustand. Die Steig- und Fallleitungen, die für die Küchen zuständig sind, wurden erneuert. Geheizt wird mit Fernwärme, die derzeitige Anlage stammt aus dem Jahr 2020. Alle Fenster im Erdgeschoss verfügen nach dem Austausch in 2015 über eine Doppelverglasung. Im 1. Obergeschoss schützt sogar eine Dreifachverglasung vor Wärmeverlust und Lärmemissionen. Lediglich das Dach bedarf nach einer sorgfältigen Inspektion einer umfassenden Erneuerung.

Ein Blick in die Original-Grundrisse der Villa Klose lässt unweigerlich ein kleines Lächeln über das Gesicht huschen – offenbart er doch, mit welch einer verantwortungsvollen Akribie hier von Hand wohlfeile Wertschätzung zu Papier gebracht wurde. Oder welche Assoziation verbinden Sie mit dem schöngeschriebenen Wort „Salon“? Tatsächlich ist der Zuschnitt der Wohnung im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss, der Belle Etage, über die Jahre kaum verändert worden – was allein schon auf seine perfekten Proportionen schließen lässt. Neben dem „Salon“ mit seinem prestigeträchtigen Erker, verteilt sich die Fläche auf ein großes Esszimmer, einen geräumigen „Vorplatz“, der heute Diele heißt, und drei weitere Zimmer. Küche und Bad halten großzügigen Platz vor, Fliesen und Wandgestaltung entsprechen aber nicht mehr modernen Standards, was auch für das Gäste-WC gilt. Das Parkett in der gesamten Wohnung ist in bestem Zustand.

Die große Raumhöhe eröffnet vielfältige Optionen für einen extravaganten Einrichtungsstil ebenso wie für ein bewusst nostalgisches Flair. Vor allem bietet sie eine exzellente Bühne für prächtige Kronleuchter, die nur in hohen Räumen ihren wahren Zauber entfalten können. Ob sie dann moderne, puristische Möbel oder heimelig-gemütliches Interieur beleuchten, ist fast schon Nebensache.

Das ausgebaute Dachgeschoss erhält durch die bereits erwähnte Terrasse oben auf dem Erkervorbau eine besonders charmante Note. Hier genießen Sie einen wunderbaren Ausblick auf die Schönheit 150 Jahre alter Baukultur ringsum und auf die stoische Gelassenheit, mit der die mächtigen Bäume die wechselvolle Geschichte eben dieser Jahre ertragen haben. Ferner können Sie von hier aus die beiden bekanntesten Erhebungen um Heidelberg erblicken (Heiligenberg und Königstuhl). Die ca. 97 m² Wohnfläche umfassen vier Zimmer plus einen Abstellraum. Küche und Bad sind weiß gefliest, bieten gleichwohl Potential für eine komfortablere Ausgestaltung.

Von Konsul Dr. Heinrich Klose, der übrigens auch die ursprünglichen Schul- und Wohngebäude des Neuenheim College erbaute und zeitweilig als dessen Lehrer und Leiter fungierte, ist seine Liebe zum Detail überliefert. Meint: Er pflegte einmal gesetzte Ziele und Vorhaben bis zur absoluten Finalität zu verfolgen. So sorgte er in seiner Funktion als Bauherr nicht nur dafür, dass die Straßen zu seinen Grundstücken erstens richtige Straßen waren, zweitens einen Bürgersteig hatten und drittens an passenden Stellen auch Straßenlaternen aufgestellt wurden. Auf historischen Plänen ist zu sehen, dass die heutige Erwin-Rohde-Straße früher Klosestraße hieß. Die Villa Klose als sein bevorzugtes Privathaus atmet nicht nur die Historie einer großen Bauepoche, sondern auch die Geschichte eines engagierten Bürgers. Sie ist ein besonderes Vermächtnis und hat bis heute nichts von ihrer Ausstrahlung eingebüßt.

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